Das Dasein als Selbständige/r bzw. Freiberufler:in hat ja so seine Vor- und Nachteile. Wichtig finde ich, dass einem das, was man tut, auch Spass macht. Am Ende soll es natürlich aber auch das Überleben sichern bzw. sogar noch mehr, als nur das Überleben. Beim Thema Stundensatz kalkulieren für die eigene Arbeitskraft stelle ich allerdings immer wieder mal fest, dass sehr viele Selbständige bzw. Freiberufler:innen genau bei diesem Thema hadern und sich oft unter Wert verkaufen.
Welchen Stundensatz setzt man an? Man möchte nicht zu teuer sein, oft aus Angst, dann keine Aufträge zu erhalten. Zu billig soll es dann aber auch nicht sein. Zwickmühle. Wird der Lebensunterhalt als Unternehmer:in primär mit der eigenen Arbeitskraft bzw. Dienstleistungen erwirtschaftet, ist der richtige Stundensatz ziemlich entscheidend für das eigene (wirtschaftliche) Überleben.
Viele Faktoren machen den Preis
Stundensatz per Bauchgefühl. Das ist gar nicht mal so selten. Gerade wenn es mit der Selbständigkeit losgeht, wissen viele nicht, wo denn der ideale Stundensatz liegt. Zu Beginn meiner Selbständigkeit habe ich dies auch nicht anders gemacht. Aber in den letzten 14 Jahren habe ich doch so einiges dazugelernt. 🙂
Der Bauchgefühl-Stundensatz ist per se nicht falsch, viele vergessen aber im Allgemeinen, dass die Arbeitsleistung in der Regel den Lebensunterhalt sichert. Dabei betrifft dies sowohl die berufliche wie auch die persönliche Existenz. Natürlich neigt man schnell dazu, einen geringen Stundensatz anzusetzen, um die ersten Aufträge an Land zu ziehen, tut sich damit – meiner Meinung nach – aber langfristig betrachtet keinen wirklich grossen Gefallen.
Als Selbständige/r bzw. Freiberufler:in kann man nicht einfach ein „normales“ Angestelltengehalt 1-zu-1 übernehmen. Denn hier gilt es, auch die eigenen Sozialabgaben wie z.B. die Krankenversicherung oder die Altersvorsorge zu berücksichtigen. Weiterhin reicht es nicht aus, nur für das Jetzt zu kalkulieren. Es muss auch an Rücklagen gedacht werden. Die wenigsten Unternehmer:innen haben 365 Tage Vollauslastung. Zudem gibt es auch Ausfallzeiten wie Krankheit oder Urlaub. Wie Ihr seht: es gilt einige Dinge, bei der Ermittlung der Konditionen für die eigene Arbeitskraft, im Auge zu behalten.
Kalkulieren! Aber wie?
Aber wie wird denn so ein Stundensatz kalkuliert? Eigentlich wie jeder andere Preis auch, vllt. mit dem Unterschied, dass hierbei noch ein paar andere Kosten berücksichtigt werden sollten. Sinnbildlich gesprochen „an die Hand“ wird man hier vom BDG Berufsverband der Deutschen Kommunikationsdesigner e.V. genommen. Diese haben für Ihre Branchenkolleg:innen einen Stundensatzkalkulator erstellt.
Mit Hilfe dieses kleinen Tools lässt sich die erste Kalkulation schnell, einfach und bequem erstellen. Dabei werden in den 4 Oberkatagorien
- Arbeitszeit / Monat
- Mindest-Einkommen
- Break-Even-Point
- Absicherung und Gewinn
jeweils einzelne Unterkategorien via Schieberegler oder manueller Eingabe mit den eigenen Werten befüllt. Neben der Angabe der monatlichen Arbeitsstunden und der tatsächlichen Stunden, welche letztlich „verkauft“ werden, finden sich Punkte wie Mieten, Versicherungen, private Kosten etc. Aus der Summe dieser ganzen Positionen wird der Posten der monatlichen Fixkosten ermittelt und diese fliessen dann am Ende zum erforderlichen Stundensatz zusammen.
Das Ganze sollte nicht als verbindlicher Wert verstanden werden. Vielmehr soll es als Orientierung dienen. Der Kalkulator an sich und auch viele der einzelnen Punkte werden auf der Infoseite recht verständlich erläutert.
Ich finde es wichtig, sich nicht unter Wert zu verkaufen. Das gilt im Übrigen auch für Angestellte/Arbeiter:innen. Jede/r sollte von ihrer/seiner Arbeit vernünftig leben können. Dabei spielt aber auch die eigene Sichtweise auf so Dinge wie „Rabatt“ etc. eine Rolle. Wieso und was ich darüber denke, könnt Ihr hier nachlesen.
Wie oben bereits erwähnt, so wurde der Kalkulator für die Branche der Kommunikationsdesigner:innen geschaffen, kann aber auch ohne Umstände als Orientierungshilfe für andere Branchen genutzt werden.
Probiert es einfach aus und klickt Euch zum Kalkulationstool, gebt Eure Werte ein und schaut, ob denn das Ergebnis ungefähr dem entspricht, was Ihr derzeit als Stundensatz verlangt. Gerade für Gründer:innen und frische Unternehmer:innen halte ich das für sehr hilfreich. Aber auch ein „alter Hase“ kann damit seine bisherigen Konditionen gegenprüfen.
Quelle: beyond-print via train4media
letzte Bearbeitung: 2022-08-26