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„20% auf alles“ (ausser Tiernahrung), „Geiz ist geil“, „Billiger geht so“ – dies alles sind markante Sprüche und Werbebotschaften, welche uns tagtäglich aus dem Fernsehen, dem Radio oder von Plakatwänden entgegen „springen“. Und klar, Rabatt ist doch was tolles. Wer freut sich nicht, wenn er Dinge günstig, ja sogar billig bekommt.
Aber ist Rabatt wirklich so toll?
Ich persönlich habe noch nie daran geglaubt. Schliesslich hat keiner etwas zu verschenken. Einige namhafte Gross- und Flächenmärkte haben es durch – eine zugegeben recht gute – Marketingarbeit geschafft, vielen Leuten glaubhaft zu machen, dass Rabatte, Geiz und Billig gut ist. Heute wurde ich auf einen Artikel bei channelpartner.de mit dem Titel „Warum Rabatte der beste Weg sind sich selbst zu ruinieren“ aufmerksam gemacht (danke an Andreas), welcher mich in meiner bisherigen Sichtweise bestätigt.
Jeder, der halbwegs etwas von wirtschaftlichem Arbeiten versteht weiss, dass ein Produkt bzw. der zugehörige Preis gut kalkuliert werden muss, um für das Unternehmen gewinnbringend zu sein. Ob dies nun bei jedem Produkt so ist, oder ob Händler:innen letztlich drauflegen, dies kann den Endkund:innen natürlich egal sein – sie bekommen das was sie wollen zu einem „Schnäppchenpreis“.
Kann es Kund:innen wirklich egal sein?
Ich glaube, dass viele den Sachverhalt nur sehr eingeschränkt betrachten. Nämlich nur bis zu ihrem eigenen Portemonaie!
Nun kann man die These vertreten, dass dadurch, dass Kund:innen sparen, sie mehr Geld haben, um es für andere Dinge auszugeben. Diese These ist sicherlich auch nicht falsch, langfristig glaube ich jedoch, ist es nicht zielführend. Ich betrachte den Sachverhalt von einer ganz anderen Seite:
Mit dem Trend ständig alles billiger zu machen, werden die Unternehmen, welche die Waren produzieren, gezwungen, bei den Kosten zu sparen. Dies wiederum hat meist zur Folge, dass bei einem von – aus meiner Sicht – zwei wichtigen Kostenpunkten gespart wird. Der Qualität oder dem Personal. Manchmal sogar bei beiden Dingen.
Beides sollte Kund:innen nicht egal sein. Warum? Einsparungen bei der Qualität können nicht der Wunsch der Kund:innen sein. Man möchte doch einen hochwertigen und guten Artikel haben, oder? Da fällt mir der Ausspruch „wer billig kauft, kauft zweimal“ ein und da ist etwas dran. Sicherlich muss man immer mit in Betracht ziehen, für was der Artikel benötigt wird. Aber in der Grundlage wünscht man sich als Kund:in, dass das was man kauft, sein Geld auch wert ist. Lohnt der Kauf eines billigen Produktes, wenn die ggfs. schlechtere Qualität dazu führt, dass z.B. die Haltbarkeit leidet und man früher als erwartet das Produkt ersetzen muss? Ich meine, dass es sich in den wenigsten Fällen aufwiegt.
Die Einsparung beim Personal hat für mein Dafürhalten noch weitreichendere Konsequenzen. Die Menschen, die dann entlassen werden, haben weniger Geld um zu konsumieren. Dies wird in vielen Fällen dazu führen, dass diese Leute aufgrund der finanziellen Umstände zu den Rabattangeboten oder den Billigprodukten greifen. Was wiederum dazu führt, dass die Hersteller:innen unter Druck geraten usw. Eine Kette von Umständen, welche die wenigsten Konsument:innen aber auch einige Unternehmen nicht bedenken.
Warum ein Rabatt kein Geschenk ist
Wer als Kund:in glaubt, das Rabatte ein Geschenk der Händler:innen an die Kund:innen sind, irrt! Wie bereits oben erwähnt, so bedarf wirtschaftliches Arbeiten einer gute Kalkulation. Dies bedeutet, dass man aus vielen Faktoren errechnet, welchen Preis man benötigt, um das Unternehmen weiter am Leben zu erhalten, die anfallenden Kosten (u.a. Materialeinkauf, Löhne etc.) zu decken und noch einen Gewinn zu erzielen, der für Rücklagen benötigt wird und auch um bestehende Produkte zu verbessern oder auch ganz neue Produkte zu entwickeln.
Sind die Rabatte nicht kalkuliert, handeln Unternehmer:innen meiner Meinung nach verantwortungslos, da sie damit ihre Unternehmen und dessen Existenz (und damit u.a. Arbeitsplätze) gefährden. Volkswirtschaftlich betrachtet kann auch dies kein Ziel sein, welches ein/e Kund:in will.
Arbeitet ein Unternehmen nun bewusst und auch gezielt mit Rabatten, so kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass der Rabatt bereits in der Kalkulation enthalten ist. Und das ist meiner Ansicht nach eine Veralberung der Kund:innen.
Warum es sich lohnt, nicht um jeden Preis zu feilschen
Nicht immer und überall den Preis drücken zu wollen oder auch nicht auf jedes Rabattprospekt anzuspringen kann sich lohnen – und zwar für alle Seiten. Händler:innen haben eine vernünftige Marge (Gewinn) und können somit in die Weiterentwicklung ihrer Unternehmen investieren. Vielleicht stellt er neue Mitarbeiter:innen ein, erhöht die Löhne der bestehenden Belegschaft oder entwickelt neue, innovative Produkte.
Nicht nur letzteres nutzt den Kund:innen. Neue Arbeitsplätze sorgen dafür, dass die Menschen ein vernünftiges Einkommen haben, mit welchem sie konsumieren können und dabei vielleicht auch auf Qualität statt nur auf den Preis zu achten. Dies setzt wiederum eine Kette in Bewegung – aber aus meiner Sicht in eine Richtung, welche wesentlich besser für alle ist. Denn letztlich hängt auch der Job dessen, die Kund:innen sind, vom Wohlwollen der Kund:innen ihrer Arbeitgeber:innen ab. Wenn diese nicht bereits sind die Produkte/Leistungen zum kalkulierten Preis zu konsumieren, kann auch schnell der eigene Arbeitsplatz gefährdet sein.
Fazit
Preisbewusst einzukaufen ist nichts verwerfliches. Nicht bei allem stets und ständig auf den Preis zu achten, führt meiner Meinung nach jedoch dazu, dass es allen besser geht. Vernünftige Gewinne gehören zu einer Marktwirtschaft dazu und ich habe in den Medien noch keinen Bericht gesehen, in dem für niedrigere Löhne gestreikt wurde. Aber das Geld für höhere Löhne kommt ganz sicher nicht von Rabattschlachten und Billigartikeln. Und auch steigende Steuereinnahmen durch höhere Gewinne kommen der Allgemeinheit zugute. Das hier am Verteilschlüssel in der Politik gearbeitet werden sollte, ist sicherlich ein anderes Thema, ebenso wie Unternehmen, welche trotz horender Gewinne ihre Arbeitnehmer:innen entlassen. Ich glaube jedoch, dass der Grossteil der Unternehmen, gerade aus dem Mittelstand und auch den kleineren Betrieben, fair und sozial mit ihren Mitarbeiter:innen umgehen. Was bleibt mir abschliessend noch, ausser der treffenden Aussage:
„Leben und leben lassen“
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Hallo Steve,
gute Beitrag. Aus meiner Sicht ist noch erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist, dass gerade die meisten bekannten Ketten die so intensiv mit Rabatten in der Werbung arbeiten, auf Mischkalkulation bauen. Sprich Artikel die beworben werden zu weit unterdruchschnittlichen – ja für kleinere Händler unschlagbaren – Preisen anbieten, der Rest des Sortiments, zumindest der Teil, wo der Anbieter davon ausgeht, dass der Kunde nicht sofort einen Vergleichpreis im Kopf hat, zu überdurchschnittlichen Preisen angeboten wird.
Grüße
Jendrik
Ich finde es ist auf keinen Fall falsch, wenn man sich erst über den Preis informiert, bevor man bei einem x-beliebigen Händler kauft. Die Rabatte kurbeln die Verkaufszahlen an, was dem Unternehmen wiederum Gewinn bringt. Ein Rabatt wird niemals so hoch ausfallen, dass das Unternehmen drauf zahlen muss.
Hallo Katrin,
danke, für Ihren interessanten Kommentar.
Ich habe nicht gesagt, dass es falsch ist, sich vor einem Kauf, gerade bei hochpreisigeren Anschaffungen, nach dem Preis zu erkundigen. Noch weniger habe ich dazu geraten, bei einem x-beliebigen Händler einzukaufen. Ganz im Gegenteil: ich bin durchaus ein Verfechter des Fachhandels und auch der Überzeugung, dass viele Fachhändler günstiger sind, wie so manch grosser Flächenmarkt es für sich selbst propagiert.
Ihre Aussage, dass Rabatte die Verkauszahlen ankurbeln und dadurch den Unternehmen den Gewinn bringen mag an sich nicht falsch sein. Wenn aber Rabatte nur dazu dienen, die Kunden zu täuschen, da die Kalkulation vorab die Rabatte bereits mit eingeplant hat, dann empfinde ich dies nicht als fair sondern vielmehr als wettbewerbsverzerrend und auch Täuschung des Kunden.
Ich bin grundlegend auch gar nicht gegen Nachlässe oder Rabatte. Mein Artikel bezog sich zum Einen auf die Rabatte, welche gar keine sind, da sie bereits mit kalkuliert wurden und zum Anderen darauf, dass ich es als nicht sonderlich angenehm empfinde, dass unsere Gesellschaft diese „Geiz ist geil“ Mentalität mehr und mehr verinnerlicht. Wenn wir – und davon gehe ich aus – alle eine gut wirtschaftliche Mischung haben wollen, dann wird der Weg über Rabattschlachten nicht dafür sorgen. Denn kleine und mittelständische Unternehmen können sich dies auch gar nicht im grossen Stil erlauben. Und meiner Ansicht nach muss dies auch nicht sein. Daher teile ich Ihre pauschale Aussage, „ein Rabatt wird niemals so hoch ausfallen, dass das Unternehmen drauf zahlen muss“, auch nicht.
Hallo Steve,
doch, die Aussage, “ein Rabatt wird niemals so hoch ausfallen, dass das Unternehmen drauf zahlen muss” stimmt bei den „üblichen Verdächtigen“ immer. Auch bei jedem Kaufhaus, welches im Schlussverkauf oder Total-Ausverkauf die Preise radikal senkt, ist der niedrigste Preis allenfalls der Einkaufspreis – meist aber noch deutlich drüber. Und der EK von den „Großen“ ist natürlich deutlich unter dem EK der „kleinen“ Fachhändler und die können dann natürlich nicht gegen die Rabatt-Schlachten der Großen „anstinken“.
Hallo Udo,
so ganz kann ich Dir hier nicht zustimmen. Bei Räumungsverkäufen oder Lagerabverkäufen mag dies zutreffen. Hier sind die Einbussen für das Unternehmen in der Regel „günstiger“ wie die Kosten für die Lagerhaltung. Schliesslich muss Platz für das neue Sortiment geschaffen werden etc.
Aber im regulären Geschäftsbetrieb wird ein „normales“ Unternehmen nur soweit kalkulieren, dass es kostendeckend ist. Die „üblichen Verdächtigen“ der Flächenmärkte sind hier auch schon in diversen Tests durchgefallen. Bereits 2005 stellte PC Welt die Media-Markt Lüge fest. Auch diverse Berichte von Kaufwilligen zeigen ein anderes Bild, wie jenes, was uns das Marketing so gern verkauft.
Daher bin ich dafür, sich zuerst lokal beim Fachhandel umzuschauen und das Geld primär hier zu investieren. Auch, wenn es vielleicht ein paar Euro mehr kostet. So stärkt man den Mittelstand und vor allem auch die eigene Region.
Rabatte an sich sind entweder im Produkt im Vorfelde einkalkuliert oder der Händler kalkuliert mit einer Mischkalkulation, dass man bei dem Kauf eines Produktes A noch Produkt B oder gar C benötigt und da wird dann verdient.
Sicherlich ist es nicht verkehrt, Preise zu vergleichen, aber immer billig einkaufen, wie Du schon schreibst, bringt nichts, da man dann doppelt kauft.
Bei Lebensmitteln ist der Preis entscheidend, sofern das Produkt homogen ist, aber sowie es an höherwertige Produkte geht, lohnt es sich, nicht nur den Preis in die Kalkulation einzubeziehen. Bestes Beispiel ist mein PC, ein Rechner von Dell, Baujahr 2003, Betriebssystem Windows XP in der Erstinstallation, ich habe den Rechner noch nicht neu aufsetzen müssen. Bisher waren an Aufrüst-/Austauschkosten 70 Euro für mehr Hauptspeicher (512 MB waren irgendwann zu wenig) und ca. 60 Euro für 2 CD-Brenner „fällig“. Der Rechner war nicht günstig damals, hat sich aber in dem Sinne amortisiert.
Es kommt also immer drauf an, wo man auf den Preis schaut. Geiz ist nicht das einzig wahre, man kann mit Geiz auch eine Bruchlandung machen