Habt Ihr die Berichterstattung über die US-Wahlen gesehen? Oder auch die Landtagswahlen hierzulande vor wenigen Wochen? Auch wer die Nachrichten hier und da aufmerksam verfolgt hört bzw. liest immer öfter ein Wort: Twitter.

Twitter zählt zu den Social Media und ist ein soziales Netzwerk. Aber Twitter ist irgendwie anders. Nicht so wie Facebook. Es tickt anders, vor allem aber tickt es schneller. Viel schneller. Auch wenn ich den Begriff nicht so ganz mag, so kann man Twitter als Echtzeit-Dienst bezeichnen. Die wenigen 140 Zeichen können sehr schnell eine enorme Reichweite entwickeln.

In Deutschland kommt der Microblogging-Service aus San Francisco so langsam „in Fahrt“ und bekommt auch medial immer mehr Aufmerksamkeit. Ob Politiker:innen, TV-Sendungen, Musiker:innen – sie alle nutzen die Kurznachrichten um mit ihren Wähler:innen, ZuschauerInnen oder Fans in Kontakt zu bleiben.

Wozu Twitter nutzen?

In seinem Blog hat Daniel Rehn (@danielrehnkürzlich auf ein Video hingewiesen, welches von Twitter selbst erstellt und veröffentlicht wurde, um den Dienst in knapp 1:30 Min zu umschreiben. Das Video ist in deutscher Sprache, was für einen Dienst aus den Staaten nicht ganz so gewöhnlich ist.

(Video leider zwischenzeitlich auf Privat gestellt, daher entfernt)

Die kurzen Erläuterungen reichen schon, um einen groben Überblick zu bekommen, was man mit Twitter tun kann. Nun klingt das alles schon recht stark nach Spass und lustigem Zeitvertreib. Dies wiederum führt zu der Frage: Ist Twitter nur etwas für die private Unterhaltung oder kann man damit auch beruflich etwas anfangen?

Twitter für Selbständige?

Twittern im Unternehmenseinsatz

Natürlich kann Twitter für Selbständige und kleine Unternehmen auch interessant und hilfreich sein. Wie? Da gibt es mehrere Ansätze:

  • Informationen
  • Austausch mit anderen Unternehmern
  • Austausch mit (potentiellen) Kund:innen
  • Marketing

Letztgenannter Punkt ist für mich eher nur ein sehr sehr kleiner Aspekt. Es gehört dazu, man sollte es jedoch nicht zu sehr damit übertreiben. Wenn man es gut und ehrlich macht, ergibt sich das Marketing aus den anderen Punkten in der Regel von selbst.

Nutze Twitter doch einfach für die Informationsbeschaffung. Folge Accounts aus der Branche, Deinem Business und erhalte auf diesem Weg für Dich wichtige Informationen und dies evtl. sogar schneller, als auf dem herkömmlichen Wege. Und keine Angst haben: Du musst nicht 24/7 vor dem PC oder Smartphone sitzen und alles lesen was da so durchhuscht an News. Wichtige Infos wiederholen sich meist, ähnlich wie dies ja auch bei Nachrichten im Radio oder Tv der Fall ist.

Auch der Austausch mit anderen Selbständigen bzw. Unternehmer:innen aus der eigenen oder auch einer anderen Branche ist ein durchaus relevanter Aspekt. So knüpft man Kontakte und kann Erfahrungen austauschen. Dies muss auch nicht virtuell bleiben. Ich habe bereits etliche meiner Twitter-Kontakte (Follower:innen) auch schon persönlich getroffen.

Ein ganz wichtiger Punkt ist das Thema Austausch mit Kund:innen bzw. Interessent:innen. Du bist Experte auf einem bestimmten Gebiet. Andere haben evtl. Fragen zu diesem Thema. Was liegt also näher, als sich hier direkt und unkompliziert auszutauschen. Bitte mach aber nicht den Fehler und verstehe Twitter als „Werbeschleuder“ und haue einen Werbelink (o.ä.) nach dem anderen raus. 

Kommuniziere zu Deinem Thema, zu dem was Dich interessiert und beschäftigt. Ehrlich, offen und immer mit dem Verständnis, anderen behilflich sein zu wollen. Dies bedeutet nicht, dass Du das, was Du sonst als Job machst nun für lau tun musst. Ich meine damit nur, dass Du bei Deiner Aktivität und der Dialogbereitschaft über Twitter (aber auch jedes andere Online-Medium – eigentlich auch „offline“, wenn ich so darüber nachdenke) nicht mit dem Fokus „Geld verdienen“ agieren solltest. Sei hilfsbereit und offen für die Fragen und Anliegen von den Menschen, die sich für Dich und Dein Fachgebiet interessieren.

Twitter ist Vielfalt

Wie ich oben bereits angedeutet habe, so ist Twitter Vielfalt. Aus allen Themenbereichen gibt es Menschen die aktiv bis zu 140 Zeichen je Nachricht (Tweet) versenden. Auch im Video wird dies bereits erwähnt. Es gibt Politiker:innen wie z.B. Barak Obama (@BarakObama) oder in Deutschland Peter Altmaier (@peteraltmaier), Journalist:innen wie Richard Gutjahr (@gutjahr), Sportler:innen wie Dirk Nowitzki (@swish41), TV-Sender wie das ZDF (@ZDF) oder auch Service-Accounts von Unternehmen wie der Telekom (@telekom_hilft) oder der Deutschen Bahn (@db_bahn). Das Ganze könnte ich beliebig erweitern. 

Wie Du siehst gibt es nichts, was es bei Twitter nicht gibt bzw. geben kann oder geben sollte. Auch wenn Du glaubst, Dein Thema taugt nicht für Twitter – es wird immer Menschen geben, die sich auch für Dein Thema interessieren. Vielleicht keine Millionen, aber die Zahlen sind eh nicht wirklich ausschlaggebend. Eine kleine Gruppe Interessierter die sich rege austauschen, ist oft sogar mehr wert, als Millionen Follower, die nur still und leise mitlesen, aber mit denen kein ernsthafter Dialog funktioniert.

Einfach ausprobieren

Du weisst noch nicht so recht, ob das wirklich etwas für Dich ist? Dann probiere es einfach aus. Am besten lernt man immer noch, wenn man Dinge einfach ausprobiert. Die Anmeldung bei Twitter geht recht schnell und das Netzwerk gibt zu Beginn auch etwas Unterstützung bei den ersten Schritten. Nur keine Scheu, viel falsch machen kann man eigentlich nicht.

Wenn Du jemanden in Deinem Umfeld hast, der bereits twittert, egal ob zum Privatvergnügen oder fürs Business: frag ihn/sie um Unterstützung beim Einstieg. Für den Anfang hilft evtl. auch schon der „Anleitung: Twitter für Einsteiger„-Artikel von Christoph Dernbach (@cdernbach). Starte idealerweise mit einem privaten Account, schau Dir in Ruhe an, welche Einstellungen es gibt und was man mit Twitter so alles tun kann.

Bleib Du selbst

Twitter ist nicht wie Facebook, dies hatte ich weiter oben schon geschrieben. Du kannst total leicht Accounts und deren Informationen abonnieren. Es ist nicht notwendig, dass Dich diese Person dann ebenfalls abonniert (Dir folgt). Ebenso musst (!) Du nicht jeder/m zurückfolgen, der Deinem Account folgt. Schau Dir die Profile an, was wurde in letzter Zeit getwittert, was steht in dem Kurztext (Bio) des Profils? Passt dies zu Deinen Interessen, spricht es Dich an, wirkt es sympathisch – dann folge dem Account. Passt es nicht, dann nicht.

Suche nicht zwingend Deine Freund:innen oder folge nicht automatisch Profilen, welche Dir von Twitter vorgeschlagen werden. Schau nach Deinen Themen, Deinen Interessen. Bleibe neugierig und sieh auch mal über den Tellerrand hinaus, indem Du Deine eigene Filterbubble verlässt und Dir Accounts suchst, die vielleicht nichts mit Deinem persönlichen Umfeld zu tun haben, nicht unmittelbar aus Deiner Branche sind. So bekommt man spannende neue Einblicke in Themen, welche dann ggf. auch für die eigene Persönlichkeit bzw. das eigene Geschäft hilfreich sind.

Jeder nutzt Twitter anders und für jeden bedeutet Twitter etwas anderes. Beobachte gern, wie andere ihre Accounts nutzen, wie Unternehmen oder andere Selbständige auf Twitter agieren. Lerne daraus, interpretiere, ziehe Deine Schlüsse – aber kopiere nicht, sondern gehe Deinen eigenen Weg, bleibe Du selbst.

Wenn Du dann etwas Erfahrung gesammelt hast und Dich sicher genug fühlst, kannst Du mit einem (evtl. separaten) Account für Dein Unternehmen bzw. Deine Person starten.

Geduld, die sich auszahlt

Wenn Du eine Weile auf Twitter aktiv bist, verzweifle nicht, wenn das nicht gleich von jetzt auf gleich fuppt wie du es Dir gedacht hast. Hab Geduld, weise auch auf Deiner Webseite, Deinem Blog, in der E-Mail Signatur etc. auf die neue Kommunikationsmöglichkeit hin. Nutze die Twitter-Suche für Stichwörter aus Deinem beruflichen Bereich, Deinem Name oder auch Deiner Firmenbezeichnung und suche den direkten Dialog. 

Twitter kostet Zeit, keine Frage. Versuche es in Deinen Tag zu integrieren. Es wird wachsen, langsam aber es wächst. Betrachte es langfristig, es lohnt sich.

Eines ist noch ganz wichtig: hab Spass! 🙂

Nutz Du bereits Twitter für Deinen beruflichen Bereich? Wenn ja, welche Erfahrungen hast Du bisher gesammelt? Wenn nein, was hindert Dich? 

Mich findest Du im Übrigen hier und das Profil von lex-blog gibt es hier.

letzte Bearbeitung: 2022-08-22