Die gesetzlichen Krankenkassen schreiben rote Zahlen und es wird über steigende Beiträge für die gesetzlich Versicherten spekuliert. Das liest man in den letzten Monaten immer wieder mal in den Medien. Jedes Mal denke ich mir dann: irgendwie auch selbst schuld. Warum brauchen wir knapp 100 Krankenkassen? Warum zahlen nicht alle ein? Wir brauchen doch eigentlich nur eine Krankenkasse.

Warum wir nur eine Krankenkasse brauchen

Nur eine Krankenkasse notwendig

In Deutschland gibt es aktuell etwas mehr als 90 gesetzliche Krankenkassen. Vor 10 Jahren waren es ca. 120, vor 25 Jahren über 400 und in den 70ern weit über 1500. Es gibt also schon eine erkennbare Konsolidierung. Bei früheren Lexware vor Ort Veranstaltungen habe ich immer wieder mein Unverständnis durchblicken lassen, wozu wir denn so viele Krankenkassen brauchen und es doch eigentlich auch eine einzige Kasse erledigen kann.

Auch wenn es an unserem Gesundheitssystem sicherlich jede Menge zu meckern und noch mehr zu verbessern gibt, kann man auch attestieren, dass wir in Deutschland eine gute Versorgung und Absicherung hinsichtlich Gesundheit haben. Dass dies auch Geld kostet und das nicht zu knapp, ist sicherlich auch den meisten Menschen bewusst. Die Kassen sind vermutlich selbst daran interessiert, Ihre Ausgaben gering und ihre Einnahmen hoch zu halten. Dennoch triften die Werte immer häufiger auseinander. Das liegt u.a. daran, dass die Kosten der Gesundheitsversorgung immer weiter steigen, wir immer älter werden und z.B. auch an einem relativ hohen Krankenstand.

Meiner Meinung nach gibt es aber auch noch andere Punkte, welche man angehen kann. Zum einem ist eine Krankenkasse meiner Ansicht nach eine Grundaufgabe eines Sozialstaates. Warum braucht es da Wettbewerb? Eine Grundversorgung aller in Deutschland lebenden Personen kann eine einzige Krankenkasse erledigen. Der Bereich sollte sich also weiter konsolidieren. Besser noch, sollte man gesetzlich regeln, dass alle Krankenkassen zu einer einzigen verschmelzen. Nur eine Krankenkasse. Damit die Verwaltungskosten reduzieren. Kein Marketing o.ä. Ausgaben mehr, welche in einem Wettbewerbsumfeld normal und wünschenswert sind, aber in einer Institution für soziale Grundlagenerfüllung nichts zu suchen haben. Konzentration auf die wesentlichen Aufgaben der Gesundheitsversorgung und Prävention. Damit wäre aus meiner Sicht schon sehr viel gewonnen.

Keine Privatversicherung für Grundversorgung

Wenn der Schritt vollbracht ist, die Menge der Krankenkassen auf eine zu reduzieren, müssen wir noch darüber sprechen, warum nicht alle Beschäftigten, Selbständigen und Beamt:innen in eine gesetzliche Krankenkasse einzahlen. Ja, ich bin dafür dass es nur eine Krankenkasse gibt und das alle (!) in diese einzahlen. Und ja, ich selbst bin aktuell privat versichert. Die Gründe dafür hier auszuführen würde vom Thema ablenken und auch etwas den Rahmen sprengen. Aber eben auch, weil ich privat versichert bin bzw. obwohl ich privat versichert bin, befürworte ich eine Ausrichtung auf eine einzige gesetzliche Krankenkasse, in welche alle einzahlen müssen. Das Thema Bürgerversicherung wurde politisch ja auch schon mehrfach in den Raum geworfen, aber wirkliche Fortschritte und eine ernsthafte Auseinandersetzung mit diesem Thema kann ich leider so gar nicht erkennen.

Wo man dann die Grenzen setzt, was die Beitragshöhe betrifft, darüber muss man dann sicherlich im Detail noch reden, aber wenn sich ein grosser Teil derer, die gut verdienen, aus diesem Solidarsystem ausklinken darf bzw. die Option dafür hat, wird man sie nutzen und dies schadet dem Grundgedanken. Wenn jemand unbedingt Einzelzimmer, Chefarztbehandlung o.ä. Dinge braucht, die über eine Grundversorgung und die Basisdinge hinausgehen, kann man das bei Bedarf gern über eine private Zusatzversicherung dazubuchen.

Mir ist bewusst, dass es eine relativ starke Lobby für den Erhalt des aktuellen Systems gibt. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass die oben skizzierten Schritte ein erfolgsversprechender Ansatz sind, das System zu stabilisieren, die Beitragssätze idealerweise zu senken und damit auch die Lohnnebenkosten. Weiter steigende Beitragssätze bzw. steigende Zusatzbeiträge werden langfristig aus meiner Sicht die Problematik nicht lösen können. Nur eine Krankenkasse in die alle einzahlen.

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