Seit ich mit dem Büro ins Zentrum gezogen bin, steht mein Auto fast nur noch. Morgens fahre ich mit der Strassenbahn zur Arbeit, abends laufe ich den Heimweg meist – sofern das Wetter passt. Einen Grossteil meiner Arbeit kann ich – dem Internet sei Dank – direkt vom Büro aus erledigen.

Bild: Firmenlogo von flinc

Ich denke daher ernsthaft darüber nach, ob ich den PKW nicht ganz abschaffe bzw. wie ich auf die neuen Umstände reagiere. So ganz ohne Auto ists dann aber doch schwierig. Bedingt durch diese Gedanken beschäftige ich mich auch schon länger mit dem ganzen Thema Mobility und beobachte, welche Trends es hier aktuell gibt und wohin der Weg geht.

Da man ab und an doch geschäftlich (aber auch privat) noch mit dem Auto unterwegs ist, versucht man natürlich, die mittlerweile doch recht hohen Kosten für Treibstoff etwas zu minimieren bzw. auszugleichen. Da drängt sich das Thema Mitfahrgelegenheiten regelrecht auf. 🙂

Neben etwaiger Reduzierung der eigenen Kosten hat das Ganze auch noch einen ökologischen Effekt und ebenfalls positiv: man lernt interessante Menschen kennen. 🙂

Seit knapp über einem Jahr stelle ich daher geplante Fahrten bei Mitfahrzentralen ein. Früher sehr oft mit mitfahrgelegenheit.de, seit Herbst letzten Jahres aber vermehrt bei flinc.org. Ein Thema, welches sicherlich auch für viele Selbständige und Unternehmer:innen interessant ist.

Aus diesem Grund habe ich mich mit Philipp Hormel von flinc unterhalten:

(Steve Rückwardt/lex-blog.de) Was ist flinc genau und wie kam es zu der Idee der Gründung?

Foto: Philipp von flinc

(Philipp Hormel/flinc.org) flinc ist das erste Social Mobility Network, das mit Hilfe seines innovativen Vermittlungsalgorithmus die Idee der Mitfahrzentrale auf die kurzen Strecken bringt. Als einzige Mitfahrzentrale ist flinc in verschiedene Navigationssoftware integriert und ermöglicht somit die Vermittlung von Mitfahrern auch noch während der Fahrt.

Die Idee zu flinc entstand Mitte des Jahres 2008 an der Hochschule Darmstadt. Als Teil eines Studienprojektes sollten die Gründer Michael Hübl, Alexander Kuhn und Benjamin Kirschner ein System entwickeln, mit dem man die Mobilität der Menschen verbessert. Als Studenten hatten sie da natürlich ihre eigenen Anforderungen im Kopf. Sie wollten ein System entwickeln, mit dem man spontan von A nach B kommt und damit weder das Studentenbudget, noch die Umwelt zu sehr belastet. Nach der Beendigung des Projektes und ihres Studiums entschlossen sie sich, „flinc“ auf die Straße zu bringen.

(SR) Mitfahrgelegenheit? Das klingt nach „trampen“ – ist so etwas überhaupt noch zeitgemäß?

(PH) Mitfahrgelegenheiten sind aus mehr als nur einem Grund zeitgemäß. Zunächst ermöglichen sie es Menschen, bei steigenden Mobilitätskosten günstig von A nach B zu kommen. Im Schnitt befinden sich 1,3 Personen in einem Auto. Das ist hochgradig ineffizient und belastet dabei auch noch die Umwelt. Mitfahrgelegenheiten bauen auf bestehende Ressourcen auf. Man braucht also keine neuen Investitionen tätigen. Zusätzlich haben Mitfahrgelegenheiten auch noch eine soziale Komponente. Es ermöglicht uns, tägliche neue, interessante Menschen kennenzulernen. Mir macht es sehr viel Spaß, gemeinsam mit Menschen unterwegs zu sein.

(SR) Sind Mitfahrgelegenheiten doch eher etwas für private Nutzer:innen oder macht es auch für Selbstständige oder Unternehmen im Allgemeinen Sinn?

(PH) Es macht durchaus auch für Selbständige und Unternehmen Sinn. Für letztere bieten wir sogar eine gesonderte Lösung an, die es Unternehmen ermöglicht, Mitfahrgemeinschaften für ihre Mitarbeiter zu fördern. Wir haben die Vorteile in einer kleinen Broschüre, die treffenderweise mit „Steig ein, Kollege“ überschrieben ist, zusammengefasst.

Für Selbständige sind Mitfahrgelegenheiten meiner Meinung nach ebenfalls höchst interessant. Beim Aufbau einer eigenen Existenz kommt es bei vielen in den ersten Jahren auf jeden Cent an. Zusätzlich sind sie meistens flexibel in ihren Reise- und Pendeltätigkeiten. Warum also nicht auf dem Weg zum Kunden den einen oder anderen Mitfahrer mitnehmen oder selbst bei anderen Menschen mitfahren. Mit keinem anderen „Verkehrsmittel“, außer dem Fahrrad, ist man so günstig und spontan unterwegs.

(SR) Ist es kompliziert, Mitfahrten oder Fahrten bei flinc anzulegen?

(PH) flinc braucht nur den Start- und Zielort und die gewünschte Abfahrtszeit. Diese Angaben genügen, um Fahrer und Mitfahrer zusammenzubringen. Unser System funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Man legt seinen Fahrt- oder Mitfahrwunsch an und bekommt von flinc die besten Fahrer vorgeschlagen oder Mitfahrer können einen selbst anfragen. Im Prinzip ist flinc ein Service für Faule 😉

(SR) Die Welt wird ja immer mobiler – auch und gerade bei Selbständigen und Geschäftsleuten. Kann man flinc auch mobil nutzen, um so auch spontan einmal Fahrten oder Mitfahrten anzulegen?

(PH) Da Mobilität ja viel mit mobil sein zu tun hat, sind wir natürlich auch für den mobilen Anwendungsfall gewappnet. Wir haben sowohl eine Android-App, als auch eine iPhone-App, mit der man von überall spontan Fahrer und Mitfahrer finden kann. Ganz besonders mobil ist natürlich der Anwendungsfall mit unserer Navigationsintegration. Mit Hilfe der NAVIGON und Bosch Navigationssoftware können ja auch noch Fahrer und Mitfahrer während der Fahrt vermittelt werden. Viel mobiler geht es nicht 😉

(SR) Wie sieht die Zukunft bei flinc aus, also wo sieht sich flinc in 2-5 Jahren?

(PH) Wir befinden uns gerade in einem sehr spannenden Zukunftsmarkt. Immer mehr Unternehmen machen sich Gedanken um die Mobilität der Zukunft. Seit einem guten Monat haben wir eine Kooperation mit dem Carsharing JointVenture von BMW i, SIXT und Mini „DriveNow“. Fahrer der Carsharing-Autos können während ihrer Fahrt Mitfahrer finden. Ganz einfach über das eingebaute InCarSystem. flinc-Nutzer profitieren von dieser Kooperation ebenfalls. Sie bekommen auf unserer Plattform freie DriveNow-Autos in ihrer Umgebung angezeigt. Damit sie, wenn sie mal keinen Fahrer finden, trotzdem kostengünstig von A nach B kommen können.

Mit dieser Kooperation haben wir als erstes Unternehmen gezeigt, wie eine neue Art von vernetzter Mobilität aussehen kann. Netzwertig.com hat uns aufgrund dessen als die „Sperrspitze einer neuen Mobilitätsbewegung“ betitelt. Deshalb wollen wir auch in 2-5 Jahren noch mit innovativen Lösungen und intelligenten Vernetzungen die Mobilität der Menschen verbessern.

(SR) Philipp, vielen Dank für das Gespräch.